B A U K U N S T    D E S    S C H A T T E N S   II

Jenseits aller Nützlichkeitsfragen ist Architektur der Erfahrungsschatz des Menschen in der Errichtung von Artefakten, die "interesseloses Wohlgefallen" stimulieren. Das Wissen um menschliche Wahrnehmungsprozesse, die im wesentlichen körperlicher Natur sind, hat zu einer überaus komplexen architektonischen Sprache geführt, deren Vokabular, Grammatik und Syntax wir uns, gleichsam autodidaktisch, neu aneignen wollen. Dabei soll es gerade nicht um die unkritische Verwertung eines klassischen Kanons gehen, sondern um die Einübung eines Sensoriums zur kritischen Aneignung der Alltagswelt mit dem Ziel einer kenntnisreichen baukünstlerischen Fortschreibung in die Zukunft.
Nachdem wir ein Semester lang an unseren Architektonen geübt haben, soll nunmehr diese Erfahrung in Architektur umgesetzt werden, für ein gegebenes Programm an einem konkreten Ort: Auf einem Hanggrundstück am Fusse des ETH-Hauptgebäudes soll eine Villa entworfen werden.
Die Gipswerkstatt des Wintersemesters wird durch einen Musterraum ersetzt, denn wir wollen eine möglichst wirklichkeitsnahe, sinnliche Materialisierung des Entwurfes anstreben.
Es wird eine Einübung in den professionellen Umgang mit dem Computer stattfinden, in der Überzeugung, dass die Erfahrungen des Zeichenkurses noch nicht in Vergessenheit geraten sind.
Die Konstruktionsvorlesung wird sich wiederum mit der Tektonik befassen, dem spielerischen Ausbalancieren von Konstruktion als Technik und Erscheinung.
Unsere Stadtwanderungen werden wir beibehalten, um unsere Wahrnehmungsfähigkeit durch Beschreibung in Skizze und Text weiter zu kultivieren.
Schliesslich wird uns die Seminarwoche nach Italien führen, um den Typus Villa in seinem Ursprungsland kennenzulernen.
Ziel dieser Anstrengung über zwei Semester ist ein Entwurf, der aus der architektonischen Überlieferung und unserer körperlichen Wahrnehmungsfähigkeit gleichermassen profitiert, um sich zu einer Aussage zu verdichten, die mehr ist als ein interessanter Einfall aus einer momentanen Laune heraus.

Studentenarbeiten

Matthias Lorenz

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rev. 11.10.2006 , Caroline Fiechter